TSV Oelsnitz – BSG Wismut Aue 33:34

20.09.2020 – Bezirksliga Chemnitz, 1. Spieltag

Gelungener Start der BSG Wismut Aue Sektion Handball nach 30 Jahren Pause

Am vergangenen Sonntag war es soweit, die Wiedergeburt der BSG Wismut Aue startete nach 30 Jahren Abstinenz wieder mit Handball im Ligamodus! Obwohl die BSG-Handballmannschaft zum Großteil mit Spielern der aufgelösten Herrenmannschaft des SV Schneebergs agiert, haben dennoch fast alle Akteure ihre Handballaktivität in der gleichen Wirkstätte der erfolgreichsten Betriebssportgemeinschaft der damaligen DDR-Oberliga begonnen! Einige angegraute Spieler und Offizielle waren schon damals zu DDR-Zeiten in der Zeller Halle aktiv und haben – wie die Oberligisten – Schweiß und Blut auf dem gleichen Parkett hinterlassen.

Die Handballhalle auf dem Zeller Berg ist auch jetzt wieder das Aktionsfeld der „jungen“ BSG. Nahezu jeden zweiten Samstag werden die Akteure mit dem traditionsreichen lila-weißen Abzeichen mit den zwei gekreuzten Hämmern in der Agricolastraße 5 ihre Heimspiele austragen. Da das Spielrecht vom SV Schneeberg übernommen werden durfte, wird die BSG in der Bezirksliga Chemnitz auf Punktjagd gehen.

Leider verlief durch Corona und fehlender Trainingszeit die Vorbereitung für den Liga-Betrieb nicht optimal. Einzig ein Testspiel auf dem Rabenberg gegen den Verbandsligisten SSV Stahl Rietschen war – mehr oder weniger – die einzige gemeinsame Vorbereitung. Dennoch konnte man das Spiel erfolgreich mit 29:27 für sich entscheiden. Neben dem Sieg wurden in diesem Testspiel nahezu alle Ziele erreicht und wichtige Erkenntnisse mitgenommen.
Diese sind: Die Mannschaft funktioniert und die gezeigte Spielfreude, sowie Durchschlagskraft, macht Lust auf mehr!

Am vergangen Sonntag war es nun soweit. Das erste offizielle Spiel der BSG Wismut Aue seit nunmehr 30 Jahren wurde gegen den TSV Oelsnitz ausgetragen. Vor dem Spiel wurden noch die neuen (standesgemäß) lila-weißen Trikots an die Spieler übergeben, angeschnuppert und übergestreift. Mit den gekreuzten Hämmern auf der Brust und einer großen Portion Stolz ging es raus in die Halle, zum Anschwitzen und Bereitmachen für den ersten Kampf der neuen Saison. Die Hallentür ging auf und beim Eintritt in die Halle schallten erzgebirgische Volkslieder aus der Kabine.
Den Ball fest in der Hand und mit einem leichten Blinzeln im Gesicht, um sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen, ging ein erster suchender Blick durch die Halle: „Wo ist der Topf“? Nachdem der erste Harzduft der Saison in die Nasenhöhlen stieg, streifte der Blick weiter in Richtung Gegner.
Ganz automatisch kniffen sich die Augen wieder zusammen. Die leicht gespannten Mundwinkel mündeten im selbstbewussten Mimik-Spiel. Mit diesem stechenden Blick wurde versucht die Veränderungen in der gegnerischen Mannschaft zum Vorjahr auszumachen. Ebenso brüstete sich der gegnerische Trainer auf und begutachtete mit geschärftem Blick die BSG Wismut Aue. Er musste dabei feststellen, dass wir nur mit zwei gelernten Rückraumspielern antraten. Die restlichen Feldspieler waren in Summe alles gelernte „Außen“, wobei sich die einzige Linkshand auch noch an der Kreisposition zum Einwerfen bereit machte. Leider fehlten arbeitsbedingt einige Akteure, sodass wir die Erfahrungen aus dem Testspiel im Aufbau so nicht umsetzen konnten. Nach Bekanntgabe der Aufstellung und den ersten Anweisungen der Mannschaftsverantwortlichen Daniel & Oskar sowie unserer kreativen Rückraum-Mitte Friedel Franz, konnte das Spiel beginnen.

Von Anfang an begann der Angriff seine Schnelligkeit und Unbekümmertheit auszuspielen. Die ständige Laufbereitschaft, gepaart mit schnellem Ball- und Richtungswechsel riss in der Oelsnitzer Abwehrreihe immer wieder Lücken die selbst ein zaghafter Fahranfänger zum Einparken genutzt hätte. Falls die Abwehr dem ständigen Hin und Her einmal standhielt, konnte man sich auf seine „Eins gegen Eins“-Fähigkeiten verlassen und durch kurze schnelle Wackler an seinem Gegenmann vorbeipflügen. Falls das aber auch mal nicht fruchten sollte, gab es aus der zweiten Reihe feurige Würfe von Markus Clauß die dem gegnerischen Torhüter das ein oder andere heiße Ohrläppchen verpassten. Dennoch konnte man sich nicht absetzen bzw. musste sogar bis zur 15 Spielminute einem Rückstand hinterherlaufen. Der ein oder andere Ball traf eben nicht immer das Oelsnitzer Tor und im Gegenzug konnten die Vogtländer nahezu jeden Angriff verwerten. Die Wismut-Abwehr musste sich eben mit dieser besonderen Aufstellung erst noch richtig zurechtfinden. Aber vor allem der Mann zwischen den Pfosten war bis dahin anscheinend noch etwas im Corona-Winterschlaf verharrt. Oder hat er das mit dem akademischen Viertel etwas zu genau genommen? Erst eben nach dieser Viertelstunde begann auch hier die Zeit des Erwachens. Bei einem Spielstand von 10:10 starteten jetzt die zweiten 15 Minuten der ersten Halbzeit, welche mit einem wahren Powerplay der BSG beherrscht wurden. Der Angriffsmotor lief weiterhin mit allerhöchster Drehzahl und brachte 12 weitere Tore auf die Anzeigetafel. Die gleiche Leistung und Schnelligkeit konnte ab dieser Phase auch im Rückwärtsgang und bei stehendem Oelsnitzer Angriff abgerufen werden. Vor allem Georg Kurzweg verblüffte immer wieder durch blitzartiges Auftauchen und Abfangen von gegnerischen Konterbällen. Selbst eigene Mitspieler mussten sich ab und zu die Augen reiben und ich ernsthaft fragen, ob das noch normal sei. Besonders jene Spieler, welche sich während der Corona-Phase das ein oder andere Polster für den kommenden harten erzgebirgischen Winter angelagert hatten.
So konnte man bis zur Halbzeit einen 7 Tore-Vorsprung herausspielen. Mit guter Stimmung und einem 15:22 auf der Anzeigetafel ging es in die Kabine zum Pausentee.
Franz erinnerte in der Kabine an die lang werdende zweite Halbzeit und auf die Gefahren des Leichtsinns. Zudem appellierte er auf wahrscheinliche Umstellungen in der gegnerischen Abwehr.

Die zweite Halbzeit begann und Franz sollte leider Recht behalten. Vor allem der Angriff hatte an Durchschlagskraft verloren. Einzig Abwehr und Torhüter konnten den Vorsprung noch etwas verwalten. Nach 41 Minuten stand es nur noch 20:25. Drei Tore in 11 Minuten waren, wenn man die erste Hälfte bedenkt, ein deutlicher Einbruch im Angriffsspiel. Bis zur 48. Minute konnte man sich wieder etwas fangen und den Vorsprung konstant bei 5 bis 6 Toren halten. In besagter 48. Spielminute kam es leider dazu, dass unsere „rote Rakete“ Georg Johann Kurzweg durch seine erste rote Karte überhaupt des Spielfelds verwiesen wurde. Grund war hier wieder sein unheimliches Auftauchen im Konterspiel. Georg hatte die Entfernung beim Übergang von Lichtgeschwindigkeit und den nötigen Bremsweg etwas falsch kalkuliert, was zu einer heftigen Landung des Linksaußen von Oelsnitz führte. Eine Absicht war auch aus Sicht der Oelsnitzer Spieler nicht zu erkennen, diese empfanden die Strafe ebenfalls als etwas zu hart. Ab diesem Moment witterten die Oelsnitzer Morgenluft und bei den BSG-Männern begannen die Nerven zu flattern. So verkürzten die Gegner den Abstand Tor um Tor, was das Wismut-Nervenkostüm immer weiter beanspruchte. Zudem setzte sich der gegnerische Torhüter immer mehr in den Köpfen der lila-weißen fest, dies war der Hauptgrund für die rasante Aufholjagd der Gastgeber. In den letzten fünf Minuten konnte die BSG somit gar kein Tor mehr in den vogtländischen Maschen unterbringen. Die Spannung und die Stimmung waren kurz vor Spielende auf dem Höchststand. 33:34 und noch mindestens ein Angriff für die TSV Oelsnitz, aber für die angespitzten Heimzuschauer gab es kein Happy End! Der letzte Wurf ging am Tor vorbei und die BSG verwaltete den Ball sicher in den letzten Sekunden. SIEG!!!!
Somit gab es den ersten offiziellen Sieg für die BSG Wismut Aue seit 30 Jahren. Dieser kam hinsichtlich der problematischen Vorbereitung und des einseitig besetzten Spielkaders doch etwas überraschend. Umso mehr nehmen wir das gute Gefühl und die breite Brust mit in den nächsten Kampf.
Der erste Heimauftritt wird diesen Samstag gegen den VfB Lengenfeld sein. Anpfiff ist 19:30 Uhr in besagter Traditionshalle auf dem Zeller Berg.

Es spielten:
Toni Jähn, Erik Reinhold (3), Winfried Boericke (6), Enrico Helbig, Christian Baumgarten, Andre Jähn, Markus Clauß (12/3), Georg Kurzweg ( 6), Franz Friedel (6),
MV A Daniel Hartmann, MV B Oskar Sandmann, MV C Dominic Schwenning

Für alle Chronisten:
Erstes Tor: Erik Reinhold
Erstes Sieben-Meter-Tor: Markus Clauß
Erste Gelbe Karte: Christian Baumgarten
Erste 2-Minuten-Strafe: Christian Baumgarten
Erste Rote Karte: Georg Johann Kurzweg

PS: Der Spieler und Sektionsleiter Christoph Montag konnte dem erstem BSG-Sieg leider nicht beiwohnen, da er den Wismut-Fußballern zwischen den Pfosten aushelfen musste. Mit einer weißen Weste verhalf er den Kickern ebenfalls zu einem 4:0 Sieg gegen Neuwelt. Somit war das Wochenende der BSG Wismut Aue rundum erfolgreich und lässt uns zuversichtlich auf die kommenden Aufgaben blicken.

In diesem Sinne „Glück Auf!“, euer Silberrücken